Spanisch für Anfänger in Cartagena

Vom winterlich kalten Santiago de Chile ging es während eines neuneinhalbstündigen Fluges nach Kolumbien, genauer gesagt ins tropisch heisse Städtchen Cartagena de Indias an der Karibikküste. Eine Stadt, die mit ihren gepflasterten Gässchen, den mit Blumen bewachsenen weitläufigen Balkons und Kirchen, welche ihre Schatten über die üppig grünen Plätze werfen, wie aus einem Märchen entsprungen ist und als schönste Stadt Kolumbiens bezeichnet wird. Cartagena wurde im Jahre 1533 gegründet und war der wichtigste Hafen der Spanier an der Karibikküste sowie das Tor zum Norden des Kontinents. Schätze, welche den Einheimischen gestohlen wurden, lagerte man hier, bis die Galleeren das Raubgut nach Spanien bringen konnten. Obwohl das heutige Cartagena enorm gewachsen ist und als wichtiges Industriezentrum den grössten Hafen Kolumbiens beherbergt, hat sich die historische Altstadt hinter den beeindruckenden Stadtmauern kaum verändert.

Da man mit Englisch in Südamerika leider nicht weit kommt, haben wir uns dafür entschlossen dieses schöne Städtchen ein wenig länger zu geniessen und für die nächsten zwei Wochen einen Spanischkurs zu belegen. Aus Bequemlichkeit liessen wir uns für diese Zeit ein Appartement von der Sprachschule organisieren. Als wir total übermüdet um Mitternacht vom Flughafen abgeholt und zu unserem Appartement gebracht wurden, mussten wir uns aber direkt eingestehen, dass dies keine gute Idee war und man doch besser alles selber macht 😉 Leider konnten wir auch ausgeschlafen am nächsten Morgen nichts Positives an dieser Bruchbude finden und entschieden uns kurzerhand etwas Neues zu suchen. Nachdem wir uns im Internet über die noch verfügbaren Unterkünfte schlau gemacht sowie Bargeld und eine SIM Karte besorgt hatten, ging es dann auch direkt zur Schule um das Appartement zu stornieren… Diese hakte ohne Diskussionen umgehend ein und wir inspizierten zwei Blocks weiter im wunderschönen Stadtviertel San Diego die von uns ausgewählte neue Unterkunft, welche wir glücklicherweise zu einem guten Deal für die nächsten vierzehn Tage direkt buchen konnten. Wieder einmal Glück im Unglück gehabt, anstatt in einem Appartement ausserhalb der historischen Altstadt, dürfen wir nun die nächsten zwei Wochen in einem der schönsten Stadtviertel direkt neben unserer Spanischschule verbringen 🙂

Überglücklich und voll motiviert ging es heute endlich auf Altstadterkundung, welche aus den historischen Vierteln San Diego und El Centro mit ihren vielen wunderschönen Plätzen und mit Blumen übersäten Balkons besteht. Fast jedes Gässchen gibt ein tolles Bild ab, so haben wir uns Kolumbien vorgestellt – einfach traumhaft. Unser erster Stopp galt den sogenannten Las Bovedas, diese dreiundzwanzig Verliese, welche militärischen Zwecken dienten, wurden in die fünfzehn Meter dicke Stadtmauer hineingebaut und waren das letzte grosse Bauvorhaben, dass in der Kolonialzeit durchgeführt wurde. Danach schlenderten wir durch die romantischen Gassen bis zum Plaza Santo Domingo, wo sich die älteste Kirche der Stadt befindet bevor wir uns im grünen Plaza Bolivar ein schattiges Plätzchen suchten und uns ein feines Eis gönnten. Leider konnte uns auch dies nicht wirklich abkühlen und wir entschieden uns spontan während der tödlichen Mittagshitze den Palacio de la Inquisicion zu besuchen. Obwohl der Palast in der Vergangenheit die berüchtigte Inquisition beherbergte, deren blutige Aufgabe es war, im kolonialen Cartagena die Ketzerei auszurotten, gilt er heute als eines der schönsten Gebäude der Stadt. Es war ganz interessant in der kühlen Brise die finsteren Folterinstrumente der Inquisitoren zu begutachten 😉 Abgekühlt schlenderten wir weiter durch die Gassen des El Centro zur Iglesia de San Pedro Claver, die nach dem spanischen Mönch Pedro Claver, welcher auch Apostel der Schwarzen und Sklave der Sklaven genannt wurde und 1888 der erste Mensch in der neuen Welt war, welcher heiliggesprochen wurde, benannt ist. Über die Plaza de la Aduana, den grössten und ältesten Platz der Altstadt spazierten wir zur Puerta del Reloj, welche ursprünglich das Haupttor in die innerhalb der Stadtmauern liegende Innenstadt war. Ausserhalb der Stadtmauern spazierten wir in Richtung Getsemani wo wir den bezaubernden Plaza Trinidad und die Iglesia de San Roque besuchten ehe wir uns zurück auf den Weg in Richtung San Diego zu unser Unterkunft machten.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie komisch es sich für uns anfühlt nach so langer Zeit das erste Mal wieder einen Montag zu erleben 😉 Ein bisschen Müde aber voll motiviert ging es also zu unserem ersten Spanischunterricht und ja es macht richtig Spass in der Schule zu sitzen und etwas zu lernen von dem man so gut wie gar nichts versteht! Da unsere Spanischkenntnisse von Tag zu Tag besser werden, entschlossen wir uns am Mittwochabend mit unseren Klassenkameraden den berüchtigten Mercado Bazurto, ein labyrinthartiger Markt etwas ausserhalb der Altstadt, zu besuchen. Obwohl der Markt ziemlich schmutzig ist, war es trotzdem faszinierend durch die kleinen Gassen zu laufen und all die verschiedenen Gerüche auf sich wirken zu lassen… Nichts für schwache Nerven 😉 Die restliche Woche widmeten wir ganz pflichtbewusst dem Spanischunterricht und liessen uns am Abend zur Belohnung jeweils kulinarisch verwöhnen.

Yeahh, auch das Wort Wochenende hat wieder einmal so eine ganz andere Bedeutung 😉 Um dem Schulalltag zu entfliehen und etwas Abwechslung zu bekommen, fuhren wir heute mit dem Boot zu den Islas del Rosario, ein Archipel zirka fünfunddreissig Kilometer südwestlich von Cartagena, welcher aus siebenundzwanzig kleinen Koralleninseln besteht und zu einem Naturschutzgebiet gehört. In der Karibik angekommen, genossen wir einen herrlichen Tag auf der Isla Grande mit einem typischen karibischen Mittagessen bestehend aus Mojarra Fisch, Kokosnussreis, Patacones und einem kleinen Salat.

Da Cartagena Piraten einst wie ein Magnet anzog, ist die Altstadt von Las Murallas umgeben, den dicken, meisterlich konstruierten Stadtmauern, die damals zum Schutz erbaut wurden. Die Bauarbeiten dazu begannen Ende des sechszehnten Jahrhunderts nach dem Angriff des Freibeuters Francis Drake, davor war Cartagena so gut wie ungeschützt. Ausgeschlafen flanierten wir so weit wie möglich auf diesen berüchtigten Mauern entlang der Altstadt bis zum Castillo de San Felipe de Barajas, der grössten Festung, welche die Spanier je in einer ihrer Kolonien errichtet haben! Weiter fuhren wir auf den höchsten Punkt der Stadt, einem hundertfünfzig Meter hohen Hügel, auf welchem sich das Kloster Covento de la Popa erhebt und von wo wir eine grandiose Aussicht auf die gesamte Stadt genossen!

Und schon ist wieder Montag… Als Abwechslung zum Spanischunterricht ging es Mitte der Woche nach Bocagrande um etwas entlang des turbulenten schwarzen Sandstrand zu schlendern. Wie man es von Zuhause kennt, haben wir uns gefragt wer hat an der Uhr gedreht und es war schon wieder Freitag. Unseren letzten Abend in diesem wunderschönen Städtchen verbrachten wir mit unseren Schulkameraden bei einem feinen Abendessen. Ja und wir können es selber kaum glauben, aber nach zwei Wochen Intensivkurs ist es uns möglich eine einfache Konversation zu führen und wir verstehen endlich was uns all die Strassenverkäufer andrehen wollen 😉 Nun kann das Abenteuer Südamerika losgehen 🙂 Bis bald Eure Coconuts!

 

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