Auf den Spuren von Pablo Escobar in Medellin

Für jeden der sich die Serie Narcos oder Pablo Escobar – El Patrón del Mal angesehen hat, darf sehr wahrscheinlich ein Besuch in Medellin, die Stadt der stolzesten Einwohner Kolumbiens, nicht fehlen. Daher flogen auch wir von Cartagena zirka fünfzig Minuten in die einst mörderischste Stadt der Welt nach Medellin. In den 1990er Jahren war sie ein Zentrum des weltweiten Drogenhandels, motorradfahrende Auftragskiller mordeten im Auftrag des berüchtigtsten Bürgers der Stadt Drogenmilliardär Pablo Escobar, der auch heutzutage immer noch von manchen für seine Grosszügigkeit gegenüber den Armen geschätzt und daher als Robin Hood der Armen bezeichnet wird. Er war so reich, dass er einmal sogar anbot, Kolumbiens Auslandsschulden zu begleichen und zahlte seinen Killern tausende Dollar für jeden Polizisten, den sie töteten. Während dieser Zeit war die Stadt für Ausländer eine absolute No-Go-Zone! Mehr als zwanzig Jahre später ist davon aber kaum noch etwas zu spüren und die Motoren der lokalen Wirtschaft werden von Blumen, Kaffee, Textilien und den Einheimischen, die für ihren Fleiss und deren cleveren Geschäftssinn berühmt sind, angetrieben. Dies wurde in den letzten Jahren zudem durch die intelligente Planung und finanzielle Unterstützung einer innovativen, städtischen Infrastruktur unterstützt. Das Ergebnis ist eine saubere, moderne Stadt, die sich ausserdem mit dem einzigen U-Bahn Netz Kolumbiens brüsten kann.

Fasziniert von der Geschichte des Mannes, welcher es beinahe geschafft hätte Kolumbiens Präsident zu werden und um uns selber ein Bild über die Verfilmungen zu machen, ging es heute mit einem Polizisten, welcher zu dieser Zeit im Search Block tätig war auf Tour. Zuerst besuchten wir das Familiengrab von Pablo Emilio Escobar Gaviria sowie das Grab seiner ehemaligen Mentorin und späteren Feindin Griselda Blanco. Auf dem Weg zum Monaco Building, welches sich in einem Nobelviertel Medellins befindet, erzählte uns der Polizist wie er die Terrorzeit damals erlebte und wie glücklich er sei überlebt zu haben und heute ein sicheres Leben führen zu können. Das Monaco Building war Escobars Familienhaus, welches gerademal von zehn Personen bewohnt wurde und mit einer überdimensionalen Satellitenschüssel zur Abhörung der Polizeitelefonate ausgestattet war. Zudem wurde dieses riesige Gebäude von rund hundert Bodyguards bewacht… Heute gehört es den Behörden und soll in naheliegender Zeit abgerissen werden. Danach fuhren wir zum Haus aus wessen Fenster Pablo Escobar umringt von Polizisten fliehen wollte. Dabei stürzte er angeblich und wurde von zwei Patronen getroffen so dass für ihn eine Flucht aussichtslos erschien und er sich gemäss Aussage des ehemaligen Polizisten am 2. Dezember 1993 über den Dächern Medellins selber das Leben nahm. Zwei Häuser weiter zeigte man uns dann noch das Dach, welches für die Verfilmung von Narcos verwendet wurde 😉 Während der zweistündigen Fahrt ins zirka achtzig Kilometer entfernte Guatapé erzählte uns der Polizist, dass es seine Hauptaufgabe war sein Leben zu sichern und erst dann das Leben seiner Mitmenschen. Zudem gab er zu, dass auch er sich einmal für Plata anstatt Plomo entschied und eine Türe für Pablo Escobar offenhielt. Am künstlichen Stausee El Embalse del Penol in Guatapé angekommen, tuckerten wir mit einem Boot vorbei am Haus von Roberto Escobar zur Hacienda la Manuela, welche nach Pablo Escobars Tochter benannt wurde und sein letzter Bau war. Es benötigte fünf Jahre bis die wunderschöne Hacienda mit Pflanzen aus aller Welt fertiggestellt wurde. Leider wurde der Bau im Jahre 1993 durch eine Bombe des Cali Kartells zerstört, dennoch konnten wir uns gut in die damalige Zeit zurückversetzten und uns vorstellen wie prachtvoll diese Hacienda ausgestattet mit Disko, türkischem Bad, Sauna, Swimmingpool und Blick über den gesamten Stausee wohl ausgesehen haben muss! Natürlich war die Hacienda mit Doppelwänden versehen um das Kokain und die Dollarscheine zu verstecken und mit einem Wachturm von wessen auch das Haus seiner Mutter und seines Bruder im Blickfeld war ausgestattet.

Nach dem Mittagessen kletterten wir zur Abwechslung die sechshundertneunundfünfzig Stufen auf den zweihundert Meter hohen Granitmonolith Piedra del Penol hinauf und liessen das herrliche Panorama über diese traumhafte Region auf uns wirken. Danach ging es durch die bunten Gassen des wunderschönen Städtchens Guatapé, wessen Häuser mit kunterbunten Flachreliefs den sogenannten Zocalos und Fassadenmalereien geschmückt sind. Lustigerweise wurden die tollen Zocalos ursprünglich angefertigt, dass die Hühner nicht an den Mauern picken und die Kinder beim Ballspielen die Gebäude nicht beschädigen 😉

Nachdem wir nun sehr viel über die damalige Zeit aus Sicht eines ehemaligen Polizisten erfahren durften, interessierte uns natürlich auch die Sicht eines nahen Familienangehörigen. Zu unserem Glück stellte dies kein Problem dar und wir hatten nach einem kurzen Telefongespräch mit Roberto Escobar, dem Bruder vom Drogenbaron Pablo Escobar und Buchalter des Medellin Kartells einen Termin im Casa Museo Pablo Escobar Gaviria. Dort angekommen wurden wir herzlich von der Familie Escobar begrüsst und durften im alten polierten blauen Wartburg, mit welchem angeblich die ersten Kokainladungen geschmuggelt wurden, sitzen 😉 Neben Escobars Jet Ski, der Harley Davidson und dem Fluchtmotorrad stand da natürlich auch der schusswaffensichere Chevrolet, welcher immer noch die Einschüsse der damaligen Zeit aufweist. Zu guter Letzt beantwortete uns Roberto Escobar bei einem Kaffee all unsere Fragen so dass wir uns nun unser eigenes Bild über die gesamte Geschichte machen können.

Den nächsten Tag starteten wir beim Plazoleta de las Esculturas, einem öffentlichen Platz mit dreiundzwanzig Bronzeskulpturen des bekannten örtlichen Künstlers Fernando Botero ehe wir die Basilica de la Candelaria, Medellins bedeutendste Kirche, besuchten. Um der Hektik der Stadt zu entfliehen, fuhren wir mit der U-Bahn zum Jardin Botanico, einer der schönsten Grünflächen Medellins mit sechshundert verschiedenen Baum- und Pflanzenarten. Zum Abschluss des Tages ging es auf den Cerro Nutibara, wo wir uns zuerst das kitschige Pueblito Paisa ansahen und danach die Aussicht auf die Stadt genossen.

Heute schwebten wir mit der Seilbahnlinie San Javier über die rauesten Viertel Medellins den Berg hinauf von wessen wir eine der spektakulärsten Aussichten über die Favelas und die Stadt genossen. Als wir über den Favelas pendelten, konnten wir uns sehr gut vorstellen wie einfach es immer noch sein muss in diesem Chaos Drogen oder auch Menschen zu verstecken… Danach besuchten wir die Kommune dreizehn, das Viertel, welches in der Vergangenheit als Hauptumschlagplatz für Drogengeschäfte genutzt wurde und nach dem Tod von Pablo Escobar direkt von den Gorillas eingenommen wurde. Auch nach der Säuberungsaktion durch das Militär im Jahre 2002 gab es neun Jahre später im 2011 immer noch zirka zweihundert Morde in dieser Gegend! Heute besitzt die Kommune dreizehn die grösste Freilufttreppe der Welt und gilt als sicher. Ja, ihr habt richtig gelesen eine Rolltreppe, welche einen in sechs Minuten durch die Favelas bis ganz nach oben bringt. Oben angekommen, genossen wir den grandiosen Ausblick während wir entlang der farbigen Häuser spazierten und uns nur der Blick auf das ehemalige Massengrab des Drogenbarons Pablo Escobar, welches täglich von dutzenden Lastwagen mit Bauschutt beladenden wird, an die damalige Zeit denken liess… Bis bald Eure Coconuts!

 

 

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