Auf dem Pfad der Inkas im Heiligen Tal

Von Iquitos flogen wir über Lima weiter nach Cusco, dem Herzen des einst mächtigen Inkareiches. Nach einem fünfstündigen Flug in der auf 3300 Meter hohen Stadt angekommen, mussten wir bei der Gepäckausgabe leider feststellen, dass unsere beiden Rücksäcke irgendwo stecken geblieben sind. Zuerst hiess es Zettel um Zettel ausfüllen ehe uns mitgeteilt wurde, dass unser Gepäck noch in Lima ist und mit dem nächsten Flieger nachgeschickt sowie direkt in unsere Unterkunft gebracht wird. Wir liessen uns also erstmal zu unserer Unterkunft chauffieren und hofften unsere geliebten Rucksäcke bald wieder um uns zu haben 🙁 Dort angekommen, genossen wir den ein oder anderen Kokatee gegen die Höhenkrankheit beim Relaxen im wunderschönen Garten und sehe da nach dem Abendessen standen unsere beiden Rucksäcke in der Lobby so dass wir uns getrost schlafen legen konnten 🙂

Am nächsten Morgen fuhren wir direkt ins Heilige Tal der Inkas, welches wie der Kondor fliegt, als Luftlinie etwa fünfzehn Kilometer nördlich von Cusco am Urubamba Fluss liegt. Das Tal protzt mit Inkafestungen, geschäftigen Märkten und hoch gelegenen Andendörfer umringt von einer idyllischen Landschaft. Unser erster Stopp galt dem auf 2725 Meter hoch gelegenen sonnigen Pisac. Einem lebendigen Kolonialdörfchen, welches sich am Fusse einer spektakulären Inkafestung in einem Gebirgstal befindet. Dort besuchten wir zuerst den chaotischen Sonntagsmarkt, der am frühen Morgen trotz der vielen Touristenstände noch eine traditionelle Note bewahrt hat und erlagen direkt dessen Charme. Von dort aus ging es hoch hinauf zur weltberühmten Inkaruine von Pisac. In dieser grandiosen Stätte verbrachten wir dann auch den restlichen Nachmittag und kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus.

Über Chinchero ging es weiter nach Moray um die wunderschönen Amphitheater ähnlichen Terrassen, welche von den Inkas für die Agrarwirtschaft gebaut wurden, zu bestaunen. Durch die Terrassierung und die Anordnung im Kreis ergibt sich eine Überlagerung des Mikroklimas mit etlichen, für jede Terrasse verschiedenen Mikroklimaten. Möglicherweise diente Moray den Inkas als Agrarversuchsfeld zum Studium des Einflusses dieser Mikroklimate auf den Pflanzenwuchs. Auch wenn das alles für uns ein bisschen zu viel Wissenschaft ist, waren die Terrassen und deren Bauart einfach wunderschön anzusehen. Über einen staubigen Holperweg machten wir uns auf den Weg nach Maras um deren Salzterrassen, in denen seit der Zeit der Inkas bereits tausende Salzpfannen abgeerntet wurden, zu besuchen. Ein weiteres Meisterwerk der Inkas, ein Geflecht aus Kanälen und hunderten Terrassen, welches aus einer Salzquelle entstand, einfach unreal wenn man auf diesen weiss strahlenden Teppich blickt. Und auch heutzutage wird dort noch auf rein natürlichem Weg und nach alter Tradition das sogenannte Gold der Anden gewonnen! Zudem wird hier auch pinkes Salz hergestellt, was eine Seltenheit ist… Ein bisschen angeschlagen von der Höhe fuhren wir zum Nächtigen wieder ins Tal nach Urubamba.

In Peru wird anscheinend öfters mal gestreikt und heute war auch einer dieser Tage wo Lehrpersonal Strassensperren errichtete um von den Behörden mehr Lohn zu fordern. Aus diesem Grund wurden wir am Morgen ganz hektisch von unserem Gastgeber darum gebeten uns früher auf den Weg nach Ollantaytambo zu machen um hoffentlich die Strasse passieren zu können. Leider nützte das Gehetze nichts und wir mussten die letzten paar Kilometer über einen alten Inkapfad nach Ollantaytambo watscheln 😉 Dieses winzige Dörfchen auf 2800 Metern Höhe ist das beste übrig gebliebene Beispiel für Inkastadtplanung und soll der Ort mit der beeindruckendsten Atmosphäre im ganzen Heiligen Tal sein. Als wir im Dorfkern ankamen konnten auch wir nichts Gegenteiliges behaupten ein wunderschönes Pflastersteindorf, das von einer mächtigen Festung bewacht wird.

Nachdem wir gestern das Dörfchen erkundet haben, spazierten wir heute hoch hinaus und erforschten die spektakuläre Inkaruine, welche sich wie ein Wächter des Himmels über Ollantaytambo erhebt. Am Nachmittag ging es auf die andere Seite des Dörfchens um die weiteren Ruinen aus der Inkazeit zu bestaunen ehe wir den restlichen Tag auf einer Dachterrasse mit Rundumblick bei einem köstlichen Bananenmuffin ausklingen liessen.

Die Peru Rail brachte uns am nächsten Tag in eineinhalb Stunden dem Urubamba Fluss entlang von Ollantaytambo nach Aguas Calientes. Wie eine Insel ist diese Stadt, welche auch als Machu Picchu Pueblo bekannt ist, von sämtlichen Strassen abgeschnitten sowie von steinernen Klippen, hoch aufragenden Nebelwäldern und zwei reissenden Flüssen förmlich eingekreist und liegt in einer tiefen Schlucht unterhalb der weltberühmten Inkaruinen.

Als Krönung unserer Reise durchs heilige Tal der Inkas besuchten wir heute die verlorene Stadt der Inka Machu Picchu. Bis der amerikanische Historiker Hiram Bingham 1911 auf der Suche nach der verlorenen Stadt Vilcabamba von einem Jungen aus der Gegend zu den Ruinen Machu Picchus gebracht wurde, wusste abgesehen von der indigenen Quechua niemand von deren Existenz. Sogar die Spanier bekamen die gigantische Stadt, welche bis ins frühe 20. Jahrhundert buchstäblich vergessen war, nie zu Gesicht. Noch immer ist das Wissen über den wirklichen Zweck von Machu Picchu bruchstückhaft. Manche glauben, die Festung sei in den letzten Jahren der Inka gegründet worden in dem Versuch, die Inkakultur zu erhalten und sie wieder zu neuer Macht zu führen. Andere vermuten, dass die Anlage bereits zur Zeit der spanischen Eroberung vergessen war und wieder andere meinen, es handle sich um einen königlichen Schlupfwinkel, der bei der spanischen Invasion verlassen wurde. Was auch immer davon stimmt, es war einfach unbeschreiblich als sich uns diese Stätte mit ihrer spektakulären Lage das erste Mal aus der Nebelschicht zeigte 🙂 Zudem zeugen die ausserordentlich hohe Qualität der Steinmetzarbeiten und Verzierungen davon, dass Machu Picchu als zeremonielles Zentrum sehr bedeutend gewesen sein muss und wir durften einen traumhaften Tag an diesem mystischen Ort verbringen. Bis bald Eure Coconuts!

 

You may also like