Schwimmende Schilfinseln auf dem Titicacasee in Puno

Mit dem Zug fuhren wir auf einer der schönsten und höchstgelegenen Bahnstrecken der Welt von Cusco über die Hochebene der Anden weiter bis zur spiegelnden Schönheit des Titicacasees nach Puno. Der erste Teil der atemberaubenden Fahrt brachte uns entlang der wunderschönen Andengipfel, welche sich majestätisch über den tiefen Tälern des Huatany Flusses erstrecken, bis nach Raqchi. Dort bestaunten wir dessen Ruinen, welche zu Inkazeiten für die Kleiderherstellung genutzt wurden. Danach ging es mit Zwischenstopp auf dem 4319 Meter hohen La Raya Pass durch die sanftere Hügellandschaft des Altiplano, wo man oft Alpakas und Vicuñas zu Gesicht bekommt, zum Nächtigen nach Puno.

Noch etwas Müde von der unruhigen Nacht im Zug bestaunten wir früh morgens einen spektakulären Sonnenaufgang über dem Titicacasee ehe wir vor dem Auschecken noch ausgewogen im Zug frühstückten 🙂 Nach einer kleinen Siesta besuchten wir die Ruinen der Grabtürme von Sillustani, welche zirka dreissig Minuten entfernt von Puno auf den Hügeln einer Halbinsel am Umayo See liegen. Ausnahmsweise stammen diese Ruinen nicht von den Inkas sondern von den Collas. Das Volk der Colla war ein kriegerischer Stamm, der Aymara sprach und seinen Adel in diesen beeindruckenden aus massiven Steinblöcken erbauten Grabtürmen, welche eine Höhe von bis zu zwölf Metern erreichen, begrub. Der Anblick dieser Stätte inmitten der schroffen Landschaft am See war einfach traumhaft. Auf dem Rückweg nach Puno besichtigten wir noch eines der vielen Altiplano Häuser.

Der heutige Tag ist ganz dem peruanischen Teil des Titicacasees, welcher auf 3808 Metern Höhe liegt, eine Fläche von 8400 Quadratkilometer einnimmt und als der grösste Hochlandsee der Welt gilt, gewidmet. Zuerst schipperten wir nach Taquile, diese sieben Quadratkilometer grosse Insel ist seit vielen tausend Jahren bewohnt und wirkt wie eine eigene kleine Welt. Die Inselbewohner, welche Quechua sprechen und ihren Lebensstil weitgehend unberührt von der Modernisierung an Land beibehielten, haben eine lange Tradition des Webens 😉 Die Jungen lernen bereits mit acht Jahren Weben, so dass sie ihren eigenen Wollhut, welcher einer schlaffen Schlafmütze ähnelt und ihren sozialen Status zeigt, fertigstellen können um damit um die Hand einer Frau anzuhalten. Ist die Frau von der Qualität des Wollhuts überzogen, webt diese dem Mann einen breiten Gurt sowie eine Kokablättertasche und verbringt die restliche Zeit ihres Lebens glücklich und zufrieden mit Weben 😉 Beeindruckt von dieser einfachen Lebensweise und der kargen Landschaft, wessen Hügel zum Teil Präinkaterrassen und kleine Ruinen beheimaten, fuhren wir weiter auf die Copachica Peninsula. Dort angekommen, genossen wir ein traditionelles peruanisches Mittagessen namens Pachamanca, welches aus Regenbogenforelle, Hühnchen, Bohnen und natürlich Kartoffeln besteht und in einem Erdofen zubereitet wird. Für den perfekten Abschluss dieses eindrücklichen Tages durfte natürlich ein Besuch auf einer der zirka neunzig Uros Inseln nicht fehlen! Nirgendwo auf der Welt gibt es etwas Vergleichbares wie diese einzigartigen schwimmenden Schilfinseln. Der kleine Stamm der Uros begann ihre schwimmende Existenz schon vor Jahrhunderten, als sie vor den kriegerischen Collas sowie den Inkas flüchteten und auch heute leben noch einige Hunderte Menschen wie ihre Vorfahren auf dem Titicacasee. Ihre Inseln bauen sie indem sie immer wieder neue Schichten des schwimmenden Totoraschilfs, welcher an seichten Stellen des Sees massenhaft wächst, aufeinanderlegen. Da das Schilf unten langsam verrottet, müssen sie diesen Prozess mehrmals monatlich durchführen. Deshalb ist der Boden auf den Inseln auch immer weich und federnd. Ihr Leben ist sozusagen mit dem Schilf regelrecht verwoben, denn sie benutzten es auch um ihre Häuser, Boote und kunsthandwerkliche Gegenstände zu kreieren sowie als kleinen Snack für zwischendurch! Wieder zurück in Puno konnten wir uns zum Abschluss unserer Perureise dennoch dazu überwinden ein Meerschweinchen zu probieren. Und ehrlich gesagt, hat es ganz gut geschmeckt, aber leider mehr Fett als Fleisch am Knochen gehabt…

Nun sind auch schon wieder zwanzig Tage vergangen, unser Gepäck hat sich um zwei Alpakapullover ergänzt und wir dürfen auf eine eindrucksvolle Zeit in Peru zurückblicken. Ein wunderschönes traditionelles und trotz der kargen Landschaft farbiges Land, welches unserer Meinung viel mehr als nur die weltberühmte Inkastätte Machu Picchu zu bieten hat! Bis bald Eure Coconuts!

 

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